Look, I don’t dance now / I make money moves
Say I don’t gotta dance / I make money move
– Cardi B, Bodak Yellow
Die Abwesenheit hunderter Bergmänner, schwarz von der Kohle und voller Schweiß, wurde den Besucher*innen in der Waschkaue, dem Wasch- und Umkleideraum der seit 1992 stillgelegten Kokerei Hansa, besonders bewusst. Von der Decke hangen leere Käfige, in denen die Arbeiter ihre saubere Kleidung während des Arbeitens aufbewahrten. Heute siedeln sich auf dem ehemaligen Kokerei Gelände seltene Pflanzen und Tierarten an, die den ehemals der Industrie gewidmeten Ort zurückerobern. Eine künstlich-natürliche Landschaft, die wie der menschliche Körper durch zahlreiche Eingriffe und Optimierungen gezeichnet ist. Inmitten dieses Settings erzählte Alexandra Pirici vom Körper als beherrschbares und regulierbares Territorium, als vermessenes und in jedweder Hinsicht erfasstes Objekt, und seiner sich wandelnden Rolle – in der industriellen Produktion bis hin zur gegenwärtigen Zeit der Datenwertschöpfung.
Die Arbeit erprobte den bewegten Körper als eine Spur, die ihrer totalen Erfassung durch die Möglichkeit der Aufspaltung in Fragmente entkommt; eine Spur, die ihrer selbst ab- und anderen ausweicht, indem sie ungewohnte Beziehungen eingeht und sich Lust und Vergnügen zurückerobert. Das in der Waschkaue installierte Hologramm lässt aus atomisierten Teilchen einen virtuellen Körper entstehen, der sich bruchstückhaft zusammensetzt und mit einer menschlichen Performerin interagiert. Mithilfe von Bewegungen, gesprochenen Worten und rhythmisch elektronischem Sound stellte das dynamische Wechselspiel Fragen zur An- und Abwesenheit des Körpers, seiner physischen Energie und seinem virtuellen Abbild als einem zeitgenössischen Mittel zur Produktion von sowohl ökonomischen Werten als auch poetischer Bedeutung.
- Festival
Die Arbeit Human Landscape wurde im Rahmen des Ruhr Ding: Territorien entwickelt und war vom 4.5.—30.6.2019 in der Waschkaue Kokerei Hansa in Dortmund sehen.