Die Präsentation der eigenen Arbeit im jeweiligen Länderpavillon bei der Biennale in Venedig hat einen besonderen Stellenwert und bedeutet für die beteiligten Künstler*innen in der Regel einen internationalen Karriereschub. Doch was passiert mit all jenen, die diese seltene Gelegenheit nicht erhalten? Und zwar nicht nur, weil sie nicht ausgewählt wurden, sondern weil das jeweilige Heimatland, wie zum Beispiel Bulgarien, häufig gar keinen Länderpavillon besitzt? Ihre Arbeit bleibt von der Öffentlichkeit meist unbeachtet und die vielen künstlerischen Konzepte und Ideen bleiben ungesehen. Ivan Moudov (*1975) beschäftigte sich in vielen seiner konzeptuell geprägten Arbeiten mit der fehlenden Repräsentation der bulgarischen Kunstszene. Seit 2007 gehört er mit seiner Arbeit Wine for Openings zu den wenigen Künstler*innen, die bisher für Bulgarien an der Biennale in Venedig teilnehmen durften. Damals war es das erst dritte Mal, dass Bulgarien überhaupt vertreten war. Nach einer erneuten Unterbrechung von mehreren Jahren entstand 2019 wieder eine Ländervertretung. Zum Zeitpunkt, als dies offiziell bekannt wurde, hatte Ivan Moudov sich bereits dafür entschieden, den Nationalpavillon – zeitgleich zur traditionsreichen Schau in Italien – kurzerhand ins Ruhrgebiet zu verlegen. Seine Installation wurde den Konzepten gewidmet, die im Open-Call-Verfahren für Venedig nicht ausgewählt wurden. Die Trauerhalle Havkenscheid auf dem Hauptfriedhof in Bochum erwieß sich dafür als der perfekte Ort: Die modernistische Betonarchitektur samt farbiger Glasfenster gab den schönsten Bulgarischen Pavillon ab, den man sich vorstellen kann. 23 sehr unterschiedliche künstlerische Ideen wurden hier von den Kurator*innen und Künstler*innen selbst in Erzählform vorgestellt. Ihr vielstimmiger Chor setzt auf die Kraft der Imagination und machte das Abwesende präsenter.
- Festival
Das Projekt The Pavilion wurde im Rahmen des Ruhr Ding: Territorien entwickelt und war vom 4.5.—30.6.2019 in der Trauerhalle Havkenscheid zu sehen.