who wants to tell her

Der Schwesternpark neben dem Evangelischen Krankenhaus in Witten war ein Ort der Kontemplation. Bereits 1906 wurde er mit vierzehn unterschiedlichen Kleinlandschaften angelegt und sollte den aus verschiedenen Regionen der Welt stammenden Diakonissen eine vertraute Umgebung schenken. Mit ihrer Arbeit who wants to tell her installierte die Künstlerin Nora Turato in der bestehenden Anlage des hügeligen, verwunschen wirkenden Parks einen subtilen Klang-Parcours, bei dem in den verschiedenen Arealen auf dem Gelände Aufzeichnungen ihrer Stimme zu hören waren, ohne dass unmittelbar sichtbar wurde, woher die Geräusche stammten. Für die Arbeit rekonstruierte die Künstlerin Handyaufnahmen von alltäglichen Beobachtungen, die bei Spaziergängen entstanden, sowie Aufnahmen ihrer Trainings mit Methoden wie Alpha-Theta-Hypnose und EMDR-Therapie, die es ermöglichten, einen mentalen Zustand an der Schwelle zum Unterbewusstsein zu erreichen. Dabei erforschte Nora Turato, wie eine körperlose Stimme sowohl einen physischen Raum – wie den Schwesternpark – als auch ihre Präsenz im Unterbewusstsein, im Kopf, einnehmen konnte.

Das gesprochene Wort bildete die Grundlage für die vielschichtige Praxis der Künstlerin Nora Turato. In ihren Performances waren Intonation und Tempo wohlüberlegt und von höchster Präzision. Auch in ihren Installationen, Wandgemälden und Büchern stand unsere kollektive Beziehung zum Medium Sprache als übergreifendes Thema im Mittelpunkt. Inspiration für ihre Skripte fand die Künstlerin häufig in Gesprächen, in der Kommunikation in sozialen Medien und Werbung sowie in theoretischen und wissenschaftlichen Texten – alle Quellen haben die gleiche Bedeutung. Die Arbeit im Schwesternpark markierte als Installation im Außenraum eine Zäsur in der Praxis von Nora Turato: hier stand die Erforschung von Sprache in einer abstrakten Form und die Beschäftigung mit den Grenzzuständen des Bewusstseins im Mittelpunkt.

Nora Turato (*1991 in Zagreb) lebte in Amsterdam