What are we in now?

What are we in now?, lautete der paradigmatische Titel des 2021 in Berlin gegründeten Künstler*innenkollektivs The Wig für ihre Arbeit zum Ruhr Ding: Schlaf. Die Künstler*innen Angharad Williams, Richard Sides und Kurator Gianmaria Andreetta hatten sich während längerer Residenzaufenthalte vor Ort intensiv mit den infrastrukturellen, sozialen und materiellen Bedingungen des Makroscope und dem dort ansässigen Museum für Fotokopie M.F.F. und dessen Sammlung beschäftigt. Die Gruppe zeigte eine architektonische Intervention in Form einer immersiven Installation aus Video, Skulptur, Archivmaterial und Geräuschen, die auf die Vielschichtigkeit dieser Umgebung reagierte. Mit einer gemeinsam mit dem Künstler Andreas Selg konzipierten Publikation reflektierte The Wig darüber hinaus die künstlerischen Recherchen im M.F.F. sowie die Auseinandersetzung mit Dokumentation und deren Mitteln (z.B. Aufnahme- und Kopiergeräte).

Dieser Zugriff und das Miteinbeziehen von der institutionellen und infrastrukturellen Umgebung ließ sich als ein wiederkehrender Moment in den Projekten der Gruppe beschreiben. Dabei operierte sie an der Schnittstelle zwischen künstlerischer und kuratorischer Praxis und stellte die Frage, welchen Wert wir Objekten, ihrer Einzigartigkeit und Vielfältigkeit beimessen würden. In welchem Verhältnis standen diese Gegenstände zu jenen, die sie herstellten oder sich mit ihnen umgaben und sie pflegten? Diese Überlegungen führte der Philosoph Michel de Certeau in seinem Werk L‘invention du quotidien (Kunst des Handelns) in den 1980er-Jahren mit dem Begriff La Perruque (Die Perücke) ein – im Anschluss an eine Veränderung der Arbeitskultur, die eine andere Organisation der Arbeitszeit ermöglichte. Die Perücke stellte einen Bezug zu allem her, was im weitesten Sinne unter dem Deckmantel der Arbeit getan zu werden schien.

Angharad Williams war 2020 Residenzkünstlerin des Programms Zu Gast bei Urbane Künste Ruhr in Essen.