Der niederländische Künstler Hans Eijkelboom (*1949) setzte sich seit Anfang der 1970er-Jahre mit der Frage auseinander, inwieweit das Individuum ein Produkt der Kultur ist, in der es lebt, und wie sich diese Kultur durch neue Technologien, Arbeitsformen und Kommunikationswege weiterentwickelt.
Für seine neue Serie Urban Culture fotografierte Eijkelboom in den drei europäischen Metropolen Mailand, Amsterdam und Düsseldorf. Die in drei Reihen gehängten Abzüge erzeugten ihre eigene komplexe Erzählstruktur, die sich von Bild zu Bild fortschreibt und im Dazwischen mitunter verblüffende Bezüge herstellte. Daraus lässt sich im Ansatz eine eigene Geschichte der jeweiligen Einwohner*innen und ihrer kulturellen Prägung ablesen, im Hinblick auf Mode und Habitus aber auch eine erstaunliche Homogenität erkennen.
In seiner Arbeit The Street & Modern Life deklinierte Eijkelboom das menschliche Bedürfnis nach individueller Abgrenzung akribisch anhand des äußeren Erscheinungsbildes durch: Schmetterlinge und Streifen; Tüten und Totenköpfe; Marylins, Madonnas und Micky Mäuse; Tattoos und Trademarks von A – Z. Vor allem letztere spielen bei der individuellen Selbstbehauptung im öffentlichen Raum – die sich besonders im Hinblick auf die Darstellbarkeit in den Sozialen Medien im Netz ausdifferenziert – eine zunehmend größere Rolle.
Beide Arbeiten wurden im zweiten Obergeschoss eines ehemaligen Möbelgeschäfts in der Essener Innenstadt gezeigt, in unmittelbarer Nähe einer belebten Einkaufsstraße, die ebenso als Bühne von Eijkelbooms Fotografien dienen könnte und die den Betrachter nach Besuch der Ausstellung zum sensibilisierten vergleichenden Sehen einlud.
The Street & Modern Life, Birmingham, U.K. (2014) entstand im Auftrag von Multistory, West-Bromwich, U.K.
- Festival
Die Arbeiten wurden im Rahmen des Ruhr Ding: Territorien gezeigt und waren vom 4.5.—30.6.2019 in einem ehemaligen Möbelgeschäft in der Essener Innenstadt zu sehen.